Birds Nest
Ein Designerprojekt, in dem der Respekt für die Traditionen, die Resilienz und die Liebe zur Landschaft zum Ausdruck kommen. Und das zeigt, dass man mit Kreativität die Welt neu erfinden kann. Ein Nest aus Holz: Ein Ring, der die Verbindung zwischen Mensch und Natur (wieder)herstellt.
Dieser Ort voller Schönheit hat eine tiefere Bedeutung: Er ist ein Symbol für das Leben und seine Hartnäckigkeit, die Geste eines Architekten und Künstlers, die sich als ein Ring darstellt, der die Verbindung zwischen Mensch und Natur (wieder)herstellt. Es handelt sich um die Häuser der Wiese, entworfen von Michele De Lucchi als Erweiterung des Hotels Zirmerhof in Oberradein in Südtirol. Die Geschichte dieses Projekts verdient es, erzählt zu werden.
Ende Oktober 2018 zerstörte der Sturm Vaia zigtausend Hektar Wald in den nordöstlichen Alpen. Eine Umweltkatastrophe von nie dagewesenen Ausmaßen. "Ich war direkt von der Wut des Sturms Vaia betroffen", erzählt De Lucchi, "denn in dieser Nacht wurde auch mein Kunstwerk "Dentro Fuori" im Kunstpark Arte Sella von einem umstürzenden Baum in der Mitte gespalten. Ich erinnere mich daran, wie bestürzt ich war, als ich diese Bilder gesehen habe. Im Gespräch mit den Freunden des Arte Sella ist uns dann aber bewusst geworden, dass diese Katastrophe uns die Möglichkeit gab, die Botschaft des Sturms Vaia zu verstärken und mithilfe der Kunst und der Architektur zu verarbeiten. So entstand die Installation "Radici al vento, testa nella terra" im Arboretum des Botanischen Gartens in Padua, die aus Stämmen und Bäumen konstruiert ist, die der Sturm gefällt hat. Mit der gleichen Motivation habe ich Ideen gesammelt für den Bau der beiden Häuser auf der Wiese aus dem Sturmholz aus den Wäldern rund um den Zirmerhof.
De Lucchi ist schon seit langem ein treuer Gast des Hotels. "Wir befinden uns in 1.500 Metern Höhe inmitten von Wiesen und Wäldern", erklärt er. "Hier herrscht ein Gefühl der Ruhe und des Wohlbefindens, das es nirgendwo anders gibt. Hier denke und schreibe ich mit einer Lebensfreude, die ich an keinem anderen Ort so empfinde."
Die Familie Perwanger, der das Hotel gehört, entscheidet sich dafür, das Hotel zu erweitern und beauftragt De Lucchi mit der Planung.
Der vorschlägt, nicht nur das vorhandene Gebäude auszubauen, sondern zwei neue Gebäude auf dem alten Hotelparkplatz zu errichten, um diesem eine neue Bestimmung zu geben, und für den Bau das Sturmholz zu verwenden, das der Orkan Vaia hinterlassen hat.
So haben zwei kleine Gebäude Gestalt angenommen, die sich so sanft wie möglich in die Landschaft einfügen. "Es ist insbesondere das Dach, das sie zu etwas besonderem macht", erklärt der Architekt. "Es ist aus Stroh und mit Schindeln aus Lärchenholz gedeckt, die so angeordnet sind, dass sie eine abgerundete Dachform schaffen. Man hat mir gesagt, dass die Schindeln im Mondlicht grau werden. Das gefällt mir, denn es klingt wie ein Gedicht. Alles in der Natur verwandelt sich als Teil eines Zyklus, der unseren Planeten zu einem wunderbaren Ort macht." Nachdem die Gebäude fertig waren, seien die Zimmer auch ohne Einrichtung schön gewesen, fährt De Lucchi fort. "Es sind große Zimmer, in denen alles eine ganz besondere Präsenz hat. Die Fenster sind zum Beispiel wirklich einzigartige architektonische Elemente. Sie gleichen Vitrinen, die die Landschaft draußen einrahmen." Die verwendeten Materialien sind der Tradition der Bergwelt treu geblieben: Lärche, Kiefer und Zirbelkiefer. Die Balken und das Tragwerk in Sicht geben einen schlichten und zugleich sehr ausdrucksstarken Rhythmus vor. Und schaffen Räume, in denen sich sowohl antike Möbelstücke als auch moderne Einrichtungsgegenstände wohlfühlen. Einer der schönsten Räume ist der Gemeinschaftsraum, der sich in einem der beiden Häuser befindet und in dem eine Wand komplett verglast ist, sodass die Landschaft den Raum betritt und erfüllt. Ein Element in ewigem Wandel. "Wir selbst wünschen uns und bewirken ständige Veränderungen", stellt De Lucchi abschließend fest. "Für mich ist das Haus heute ein lebendiger Organismus, in dem kontinuierlich Gegensätzlichkeiten und verschiedene Stile kombiniert werden. Die Moderne in den Häusern ist nicht mehr so sehr in den Zusammenstellungen erkennbar, sondern in der Harmonie einer wohlüberlegten Vielfältigkeit."